Erfahrungsbericht: Ämterbesuch
Wer in Kanada ein eigenes Auto kaufen und anmelden will, muss den deutschen Führerschein in einen kanadischen Führerschein umtauschen.
Dies beinhaltet ein bisschen Papierkram.
Je nach Bundesstaat muss der Führerschein nach einer gewissen Zeit auch getauscht werden, wenn man ein fremdes Auto fährt, sei es nun berufsbedingt oder ein Mietwagen. In Ontario, wo wir uns derzeit aufhalten, beträgt diese Frist lediglich 60 Tage.
Da wir uns auf jeden Fall ein eigenes Auto kaufen wollten, sind wir bereits in unserer ersten Woche in Kanada in das Service Ontario Center in der Bay Street in Toronto gegangen. Wir haben natürlich gleich den Fehler gemacht am späten Vormittag aufzutauchen, was uns rund 3,5 Stunden Wartezeit beschert hat.
Freundlicherweise hat uns die Dame an der Rezeption, wo jeder sein Anliegen anmeldet und eine entsprechende Wartenummer erhält, direkt gesagt, wir können während der Wartezeit unsere SIN (Social Insurance Number) beantragen gehen, für welche wir in die City Hall (Rathaus) müssen - circa 15 Minuten mit U-Bahn und Fußweg entfernt. Diesen Tipp haben wir natürlich direkt umgesetzt. Die SIN wollten wir sowieso am selben Tag beantragen. Diese benötigt man, wenn man arbeiten möchte. Die SIN ist Sozialversicherungsnummer und Steuernummer in einem. In der Cityhall war der Ansturm etwas geringer und so waren wir nach rund 2 Stunden inklusive SIN zurück im Service Ontario Center.
Nach weiteren 90 Minuten Wartezeit waren wir endlich an der Reihe. Leider wurde uns dann erklärt, dass der internationale Führerschein nicht ausreicht und wir eine beglaubigte Übersetzung vom deutschen Konsulat benötigen... Wartezeit umsonst, oh man. Aber die Sachbearbeiterin war geduldig, verständnisvoll und freundlich.
Immerhin ist es möglich den Termin im deutschen Konsulat in Toronto online zu vereinbaren und drei Tage später konnten wir bereits einen Termin wahrnehmen. Vor Ort ging zum Glück alles schnell und unkompliziert. Nach 15 Minuten Wartezeit und vielleicht 10 Minuten Termin hatten wir beide unsere benötigte Übersetzung. Die Sachbearbeiterin war sehr freundlich, hilfsbereit und es war nach dem Ontario Service Center wirklich entspannt in einer Behörde Deutsch sprechen zu können.
Allerdings hatten wir erst mal keine Lust mehr uns schon wieder ewig in das Service Ontario Center zu setzen, da wir zu diesem Zeitpunkt beschlossen hatten, mit dem Autokauf noch ein bisschen zu warten. Es wäre auch kompliziert geworden einen Parkplatz in der Nähe unserer Unterkunft zu finden, auf welchem über Nacht geparkt werden darf und der für längere Nutzungszeit halbwegs finanzierbar gewesen wäre. Auch die zu dem Zeitpunkt herrschende Kälte wäre für die Autobatterie vermutlich nicht so gut gewesen, wenn das Auto nicht regelmäßig bewegt wird. Lange Rede, kurzer Sinn, der Autokauf und der Führerschein wurden von uns erst mal verschoben.
Circa drei Wochen später saßen wir dann wieder im Service Ontario Center. Diesmal waren wir natürlich schlauer und sind früh aufgestanden, um bei Öffnung um 8.30 Uhr direkt vor Ort zu sein. Dies haben wir geschafft und waren doch etwas schockiert wie groß der Ansturm bereits war. Bis zur Rezeption haben wir rund 15 Minuten gebraucht. Man muss dazu sagen, dass Führerscheine hier recht viel Zeit in Anspruch nehmen, da der Sachbearbeiter auch direkt Augentest und Foto erledigt. Entsprechend lang, trotz der frühen Uhrzeit, war die Wartezeit an den Führerschein-Schaltern. Diesmal haben wir dennoch nur knapp 50 Minuten gewartet, das frühe Aufstehen war also echt hilfreich... immerhin. Der Tausch vom Führerschein dauerte circa 10 Minuten pro Person und die Sachbearbeiterin war ebenfalls wieder freundlich und hilfsbereit.
Wir haben nun beide erst mal ein Dokument als vorläufigen kanadischen Führerschein. Das Original im Scheckkartenformat wird 2-4 Wochen später zugeschickt. Wieder eine Hürde, wenn man im „working holiday“ nur vier Wochen am selben Ort ist. Zumindest haben wir die Auskunft bekommen, dass die Adressänderung online machbar ist. Hoffen wir also das Beste. Der deutsche Führerschein wurde eingezogen und wird entweder vernichtet oder nach Deutschland ins zuständige Landratsamt geschickt – das weiß keiner so genau und es wird sich erst nach unserer Rückkehr nach Deutschland aufklären. Sonst wäre es ja langweilig.
Zusammengefasst können wir also berichten, dass die Behördengänge in Kanada denen in Deutschland um nichts nachstehen. Die Kanadier sind zwar grundsätzlich etwas relaxter, der Papierkram ist aber fast schlimmer als in Deutschland. Eine verwirrende Kombination. Denn, jede Behörde kann so ein bisschen ihre eigenen Regelungen aufstellen. Was in Toronto gilt, kann in Ottawa schon wieder anders sein. It’s the canadian way of life.
Comments powered by CComment